Schaut man sich aktuell in den Läden unserer Innenstädte um, so kommt man nicht darüber hinweg zu sehen, dass die 70er Jahre zurück sind. Ich persönlich habe zum dem Stil der 70er Jahre quasi gar keine Bindung, habe mir aber schon im letzten Sommer ganz fest vorgenommen, dass ein Wildledermantel bei mir einziehen muss. Der Wildledermantel soll das Objekt der Begierde sein, was mein Kleiderschrank definitiv braucht – so zumindest in meiner Phantasie.
Einmal gekauft, kam ich zu dem Schluss, dass solch ein Wildledermantel vielleicht doch nicht der perfekte Begleiter für jeden Tag ist. Immerhin ist das gute Stück ziemlich pflegeintensiv, sollte nicht nass werden und Dunkelgrün ist vielleicht auch eher eine Farbe für den Herbst. Im Herbst trug ich ihn dann kaum, weil er furchtbar empfindlich ist und mir die Regenwahrscheinlichkeit oft einfach viel zu groß war – bleibt also eigentlich nur der Frühling (bei dem die Regenwahrscheinlichkeit mindestens genau so hoch ist, aber ihr wisst ja, im Frühling kommt uns das Wetter ja meist besser als im Herbst vor!).
Und genau jetzt ist der Frühling da, die Wahrscheinlichkeit, dass es regnet ist ebenso hoch wie im Herbst, jedoch musste ich endlich mal wieder zu diesem guten Stück greifen. Ihr wisst schon: die Kosten-Nutzen-Rechnung sollte aufgehen. Obwohl ich es nicht immer so handhabe (die Male, zu denen ich dieses schöne Stück von Furla getragen habe, kann ich an einer Hand abzählen – trotzdem würde ich sie nicht verkaufen), kenne ich viele, die sich ihre Garderobe nach dem Kosten-Nutzen-Faktor auslegen. Rational betrachtet eine gute Sache, denn wenn man ein teures Stück öfter trägt, so amortisieren sich die Kosten auf lange Sicht schneller, als wenn man ein günstiges Stück kein einziges Mal trägt. Besonders bei größeren Investitionen (aus modischer Hinsicht also bei Designer Handtaschen oder ähnlichen Luxus-Artikeln) ist dies auf jeden Fall eine Überlegung, die man in Bezug auf seine Kaufentscheidung berücksichtigen sollte. Und wo ich gerade das Thema Designer Handtaschen angerissen habe – da gibt es etwas, was mir auf der Seele brennt.
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coat: forever 21
dress: Zara
tights: Bataillon Belette
boots: Isabel Marant
sunnies: Prada
watch: Daniel Wellington
bag: Rebecca Minkoff
Ganz objektiv betrachtet: die virtuelle Welt hat sich verändert. Die (Nischen-)Blogger, Youtuber, oder ähnliche Personen, die sich online bewegen und Massen erreichen, fasst man heutzutage unter dem Begriff “Influencer” zusammen, alles ist größer, schneller und professioneller geworden. Während es als Fashionblogger vor knapp zehn Jahren noch “reichte” mit einer einfachen Digitalkamera ein H&M-Allover-Outfit im schmutzigen Spiegel zu fotografieren und man nur ein paar einfache Zeilen dazu verfasst hat, in denen man von seinem Tag erzählt hat (aufstehen, zu Aldi gehen, kurz die beste Freundin treffen und abends auf der Couch eine DVD schauen), habe ich das Gefühl, dass das heute gar nicht mehr funktionieren würde.
Die ganze Szene hat sich einfach so krass professionalisiert, dass eine ordentliche Foto-Qualität ein Muss ist, dazu ein selbstgehosteter Blog, sinnreiche Texte, die Bespielung sämtlicher Social Media Channels, die aktuell en vogue sind, und tolle Reisen zu wunderschönen Shooting-Locations. Dies will ich auch gar nicht bemängeln – es ist nur normal und auch richtig, dass man sich weiterentwickelt – sich verbessert. Aus der Bloggerin-von-nebenan ist eine Unternehmerin geworden und Firmen haben mittlerweile auch gemerkt, dass es sich lohnen kann, wenn man für die Zusammenarbeit mit Bloggern (oder auch Influencern, je nachdem wie man es gern nennen mag) ein Budget zur Verfügung stellt. Obwohl das Bloggen (oder Bespielen verschiedener Social Media Channels) an sich von der ein oder anderen Seite an Authentizität verloren hat, finde ich die Entwicklung an sich gut und stufe sie als positiv ein.
Was ich aber kritisch beäuge: Aussagen wie die, dass man sich als Blogger nicht gut fühlt, wenn man auf ein Event geht und keine Designer Handtasche trägt. Headlines wie “Als Fashionblogger braucht man eine Designer Handtasche” beherrschten in der Vergangenheit viele Modeblogs. Natürlich behängt man sich gerade als Mensch, der modeinteressiert ist, gern mit schönen Dingen – aber müssen die zwangsweise ein Vermögen gekostet haben, nur damit man “dazu gehört”? Damit man zeigt, dass man einen guten Modeblog betreibt? Dass man auch Erfolg hat mit dem, was man in der Online-Welt tut? Ich denke nicht.
Für mich widerspricht dieser Gedanke dem Spirit des Modeliebhabers, der bei den Pionieren des Modebloggings damals vorherrschte und auch heute noch für mich ein Leitmotiv ist. Qualität ist mir wichtig, ich mag schöne Dinge, aber mich auf die Summe, die ich für ein Stück Leder ausgegeben habe, zu beschränken, das widerstrebt mir. Im Übrigen glaube ich auch schlichtweg nicht, dass einem jeder andere Gast auf einem solchen Event ein schlechtes Gefühl vermittelt, weil man gerade nicht eine Chanel umhängen hat. Klar, es gibt solche oberflächlichen Menschen – das will ich gar nicht bestreiten – aber es ist definitiv nicht der Regelfall. Zumindest habe ich es nicht so wahrgenommen.
Wobei ich auch glaube, dass die eigene Wahrnehmung in vielen Fällen uns selbst einen Streich spielt. Ist man schon vorher in eine Richtung festgelegt, so interpretiert man jeden Satz, jede Geste und jede Situation in diese eine Lesart. Vielleicht sollten wir alle dahingehend viel öfter ein wenig freier in unserer Richtung sein, offen sein und ein wenig mehr Pionier in dieser so professionellen Welt sein – nicht nur in puncto Modeblogger und Influencer-tum.
meine liebe Tina,
ich danke dir für deine schönen Gedanken zum Thema Bloggen und Designerhandtschen. es ist ja leider ganz genauso wie du schreibst, dass man sich heutzutage fast schon rechtfertigen muss, wenn man keine Designerhandtasche am Arm trägt. aber das kann es doch nicht sein, was letztenendes einen guten Blogger ausmacht?!
ich denke wir müssen alle vielmehr zurück zur Realität kehren und uns hochwertiger Inhalte bewusst werden. das zumindest habe ich letztens auch auf einem Blogger-Workshop gehört 🙂
deinen Look mag ich auch heute wieder sehr. ich muss zugeben, dass ich auch so einen Wildledermantel besitze, in Camel, ihn aber seit Ewigkeiten nicht mehr anhatte. erst deswegen nicht, weil er eben so pflegeintesiv ist, wie du auch schreibst und dann habe ich mich dagegen entschieden, weil ich möglichst kein Leder mehr tragen möchte. trotzdem finde ich ihn sehr schön. Dank Regen hat aber solche typischen Flecken bekommen und lässt sich wohl kaum mehr weiterverkaufen.
wünsche dir einen wunderschönen Sonntag meine Liebe,
❤ Tina
Autor
Liebe Tina,
also ich persönlich denke nicht, dass man sich ohne Designer-Teil nicht mehr zu einem Event trauen darf – denn schließlich vereint uns alle ja die Liebe zur Mode. Und Mode kennt dahingehend keine Grenzen! 🙂
Zum Mantel: wirklich schade, ich würde wahrscheinlich mal in der Reinigung nachfragen und ihn dann – sofern es möglich ist – verkaufen, ist ja auch schade, wenn er nur so im Schrank hängt!
Ganz liebe Grüße,
Tina
Dein Outfit gefällt mir sehr gut und ich finde es sowohl für den Frühling als auch für den Herbst toll. Der Mantel ist wunderschön und ich würde ihn sicher auch nur an trockenen Tagen ohne Regen tragen. Eigentlich spielt es ja keine Rolle, ob Frühling oder Herbst ist. Zumindest finde ich die Farbe durchaus für beide Jahreszeiten absolut passend. Gerade jetzt im Frühling ist Grün total Trend. In den Läden habe ich zumindest viele Teile in dieser traumhaften Farbe entdeckt.
Ich glaube nicht, dass man als Fashionblogger eine Designertasche haben muss oder tragen sollte. Jedenfalls kam ich mir ohne nicht anders vor als jetzt. Ich selbst habe in eine teure Tasche investiert, weil sie einfach wie für mich gemacht ist. Ich habe darauf gespart, habe mich nicht verschuldet und mega viel Freude dran! Für mich heißt es jedoch nicht, dass ich jetzt unbedingt nachlegen muss und mir eine It-Tasche nach der nächsten kaufe. Zuletzt habe ich mir eine richtig günstige Tasche von Mango gekauft. Ich konnte bisher nicht feststellen, dass sie auf dem Blog weniger gut angekommen ist.
Autor
Liebe Saskia,
genau so sollte es meiner Meinung nach auch sein – es ist ja nicht verwerflich, wenn man sich in ein Designer-Teil verliebt und es sich kauft, bloß man sollte nicht den Fehler machen, dass man meint, dass man ohne Designer-Stück weniger wert ist. Diese Entwicklung finde ich mehr als schade auf manchen Blogs! 🙁
Danke dir für deine lieben Worte in Bezug auf mein Outfit! 🙂
Ganz liebe Grüße,
Tina
Ohja Liebes, da muss ich dir wirklich recht geben. Denn keine Designer Handtasche zu haben ist bei vielen ein No Go.
Es ist wirklich super traurig. Aber naja, ich finde dein Outfit sieht einfach so toll aus und steht dir so gut.
Wünsche Dir einen tollen Sonntag Abend.
Liebe Grüße Lisa <3
Autor
Ja, diese Entwicklung ist mehr als schade…vielen Dank aber an dich für deine lieben Worte in Bezug auf mein Outfit! 🙂
Dein Look ist super-das mal vorweg. Ich persönlich mag kein Wildleder also habe eine Jacke aus Wildleder aber so richtig ist das Material nicht meins.
Zu den Designer Taschen muss ich sagen, keiner braucht unbedingt welche! Ich kaufe mir Taschen egal welcher Preisklasse weil sie mir gefallen und nicht weil man die als Blogger oder Frau braucht
Liebe Grüße
Melanie
Autor
In meinen Augen die absolut richtige Einstellung: schön zu lesen, dass es doch noch einige genau so sehen wie ich! 🙂
Khaki und Wildleder sind für mich beides eher Elemente des Herbstes, aber ich trage selbst ganz oft Frühlingsfarben im Herbst und andersherum 😉 Wozu sich an Regeln binden?
Mich nervt Markenfokus schon viel länger als es möglicherweise jetzt bei den Bloggern en vogue ist… schon damals in der Schule hatte ich dafür wenig übrig 😉
Liebste Grüße
Deine Romi
Autor
Liebe Romi,
da sagst du was – im Grunde nach ist es in der Bloggerszene genau so wie auf dem Schulhof, heute muss man Adidas-Treter haben und morgen dann Buffalos. Ich habe mich schon früher nicht dran gehalten! 🙂
Ganz liebe Grüße,
Tina