Obwohl ich die Mutter meiner liebsten Mutter nie kennenlernen durfte, da sie viel zu früh gestorben ist, erzählte mir meine Mutter oft von ihr. Meine Mutter ist im ehemaligen Jugoslawien aufgewachsen und kam zusammen mit meinem Vater in den 1970er Jahren nach Deutschland, ihre Mutter vermisste sie oft und war um jede Gelegenheit dankbar, an der sie sich sehen konnten. Auch ihre Mutter erzählte ihr oft viele kleine Anekdoten und Kurzgeschichten, die den Zeitgeist vermittelten. Eines Tages ging meine Oma wohl in die Stadt und erlebte auf dem Markt ein Ereignis, welches sie zu Tränen rührte und auch meine Mutter erzählte mir mir Jahre später diese Geschichte mehr als nur ein Mal.
“Polizei-Wachtmeister! Polizeiwachtmeister!”, schrie ein kleiner junge, ganz ungepflegt, ohne Schuhe, er hatte Löcher in seinem T-Shirt und ganz zerzauste Haare. Er war ungefähr sechs Jahre alt. “Ich habe meine Mutter verloren! Wir gingen hier zusammen hin und ich schaute noch einmal kurz nach dem Obst und dann war sie weg!”. Der Polizeibeamte sah den Jungen mitleidig an und blickte direkt fragend auf dem Markt herum: “Keine Sorge, wir finden sie schon wieder. Wie sieht sie denn aus?” – “Sie ist die schönste Frau auf der Welt, man erkennt sie direkt”. Und es schaltete sich wohl noch ein zweiter Mann dazu, der die Szenerie beobachtet hatte: “Ist sie das vielleicht? Die Frau dahinten, mit den langen Haaren und der Aktentasche?” – “Nein, meine Mutter ist noch viel schöner!”. Der Polizeibeamte blickte sich weiter um und erkannte eine Dame in einem schönen Sommerkleid: “Ist sie vielleicht die Frau mit dem Kleid da vorne?” – und noch bevor der Junge darauf reagieren konnte, stand eine Frau mit ungewaschenen, braunen Haaren, Lumpen und ohne Schuhe vor ihm, wahrscheinlich eine Bettlerin. “Mama! Mama, ich hatte solch eine Angst, weil du auf einmal weg warst! Da bist du wieder!”
Sie war die schönste Frau für ihn. Fragt man ein Kind, dann sagt es fast immer die Wahrheit – Kindermund tut Wahrheit kund. Denn Kinder sehen mit dem Herzen.
Denn auch für mich ist meine Mutter die schönste Frau auf der Welt, aber nicht nur nach äußerlichen Kriterien – ihre Schönheit strahlt tief von innen. Sie ist schön, weil sie ist, wie sie ist. Weil sie mir das Leben schenkte. Mich zu der Person erzogen hat, die ich heute bin. Weil sie immer kämpfte wie eine Löwin. Weil sie hinter mir steht und mich bedingungslos liebte, schon bevor ich je einen Fuß auf diese Welt gesetzt habe.Ich glaube, dass wir erwachsene Kinder manchmal dieses Kindsein vergessen. Gerade auch, wenn man nicht mehr zu Hause wohnt und vielleicht sogar schon seine “eigene” Familie hat. Ein kleiner Anruf, eine freundliche Geste, ein paar liebe Worte – mehr braucht es nicht, um der Frau, die einem das Leben schenkte glücklich zu machen. Nicht zuviel verlangt, wie ich denke, sodass man dies gern öfter und nicht nur an Muttertag tun sollte. Deswegen drückt eure Muttis heute ganz toll, verbringt einen tollen Tag mit ihr und bringt ein wenig von diesem Zauber in den alltäglichen Umgang mit ihr!
Wunderschön geschrieben, der Post gefällt mir wirklich sehr sehr gut! 🙂
Ich hab auch etwas auf meinem Blog zu dem Thema, vielleicht willst du ja mal vorbei schauen!
Liebste Grüße von Helena:
http://letsmakeanewtomorrow.blogspot.de
Wunderschöne Worte und eine sehr rührende Geschichte!!!
Danke dir, meine Liebe 🙂
Danke für deine lieben Worte, werde direkt mal schauen 🙂
Rührende Worte – ein wahnsinnig schöner Blogpost. 🙂
Ich konnte den Muttertag leider nicht mit meiner geliebten Mum verbringen aber freue mich schon sie bald wieder zu sehen.
Liebste Grüße,
Leonie
http://www.allispretty.net
Vielen Dank dir für deine lieben Worte! Ich wünsche euch, dass ihr euch ganz bald wieder sehen könnt 🙂 – viel Spaß <3